time for racing

Wetterroulette à la MaiOR

Dass der Stollergrund im Frühsommer keine karibischen Temperaturen vorweist, ist bekannt. Dass uns die Kieler Außenförde jedoch mit solch ungewohnten, schwierigen Wetterbedingungen strapazieren kann, war auch für uns hartgesottenen Stollergrund Ultras neu.

Dabei fing alles so harmlos an: traditionell liegt die erste Regatta des Jahres über den Mai-Feiertag und zieht große wie kleine Kielboote an. Da der besagte Feiertag in diesem Jahr auf einem Dienstag lag, konnte die Regatta auf vier volle Segeltage ausgedehnt werden. Den ersten Samstag also schickte uns Offshore One, aka Wettfahrtleiter Eckart Reinke frühen Nachmittag auf die Piste. Das ORC Feld wurde in 2 Startgruppen unterteilt, die Gruppe 3, und die Gruppe 1+2, die gemeinsam gewertet wurde.

Am ersten Segelsamstag war der Wind moderat, die Sonne schien fast und die Temperaturen waren so was wie mild. Kurz nach dem Startschuss zum ersten Rennen schlief der moderate Wind jedoch so sehr ein, dass die Wettfahrt kurz  vor dem Lee Gate abgebrochen werden musste, um bei faireren Bedingungen erneut zu starten. Gesagt getan, nach einer kurzen Startverschiebung konnte ein faires Rennen auf einem kurzen Kurs gesegelt werden. Ebenjene kurzen Bahnen waren in diesem Jahr ganz ungewohnt für uns: anstelle von sonst meist 3 langen Runden waren vor allem die Rennen bei wenig Wind auf lediglich ein Up & Down ausgelegt, und waren teils nicht länger als 1sm pro Schenkel. Für unsere 46 Fuß Yacht wurde die kurze Bahn zwar zur Herausforderung, dennoch haben wir den Parcours souverän gemeistert und haben den Tag mit einem ersten (!!!) Platz in der Gruppe ORC 1+2 mit 13 Booten beendet.

Seelig vom erfolgreichen Segelsamstag sind wir am Sonntag dann im Hafen aufgeschlagen. Dort angekommen wurden wir von einer dichten Nebelwand empfangen. Unsere Yacht konnten wir finden, schließlich kennen wir den Weg – die Hafenausfahrt war jedoch nicht mehr zu sehen. Nach einer kurzen Startverschiebung schickte uns die Wettfahrtleitung dennoch aus dem Hafen. Durch den dichten Nebel waren die anderen Boote in der Entfernung höchstens schemenhaft zu sehen, das Pinnend vom Startschiff aus nur vage zu erkennen. Auf die Startkreuz ging es lediglich mit einer Gradzahl wo die Luvtonne liegt, zu sehen war jedoch rein gar nichts. So tasteten wir uns Kreuzschlag für Kreuzschlag in Richtung der Tonnen, und fanden uns ganz plötzlich auf Layline, unmittelbar vor der Tonne wieder. Ein klarer Fall vom richtigem Riecher, und einer eingespielten Crew, denn der Spi war ruckzuck oben und es konnte auf die erneute Suche nach dem Gate in Lee gehen. In dieser Form segelten wir an dem Sonntag noch zwei Nebelrennen, und beendeten den Tag mit einem 1., 3., und 4. Platz, was in der Gesamtwertung weiterhin den 1. Platz bedeutete!!!

Den Montag starteten wir folglich voll motiviert die gute Platzierung zu halten. Allerdings hielt uns ein Gewitter, was über Schilksee fest hing erst einmal davon ab auszulaufen. Als die letzten Blitze jedoch vom Himmel verschwunden waren legte das Startschiff mit Offshore One an Bord umgehend ab, um den neuen Kurs auszulegen. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen zeigte sich der Stollergrund von seiner bekannten Seite, mit kurzen ruppigen Wellen und einer starken Brise, die jedoch im Verlauf des Tages abnahm. Während das erste Rennen des Tages für uns einwandfrei verlief und mit einem 2. Platz endete, hatten wir in der zweiten Wettfahrt keinen guten Lauf, jede Menge Winddreher und einen 7. Platz auf dem Punktekonto. Für die dritte Wettfahrt hieß es also wieder anzugreifen. In der Hektik der Vorstartphase an der vollen Startlinie verhakte sich die Genua jedoch so sehr im Taffluff, dass wir das Segel weder rauf, noch runter bekamen, und die Wettfahrt nicht antreten konnten. Der einzige Trost für den DNF war lediglich, dass wir die Genua nach langer Zeit und viel Kraft unbeschadet wieder freibekommen haben und uns somit auf das vierte und letzte Rennen des Tages vorbereiten konnten. Das 8. Rennen der Serie beendeten wir zwar mit einem 2. Platz, dennoch haben uns die Patzer der beiden vorgegangenen Rennen die Tabellenführung gekostet.

Schon Montagabend verhieß die Wettervorhersage nichts Gutes: für den 1. Mai waren Sturmböen bis 45kn in der Spitze angesagt, weshalb nicht klar war, ob wir uns den ersten Platz zurückkämpfen könnten. Und diese Vorhersage hatte auch am Dienstagmorgen noch Bestand. Da die J-70 und -80 Klassen nicht auf die Bahn geschickt wurden, entschied sich Offshore One die ORC Bahn in die Kieler Innenförde zu verlegen, und bei flachem Wasser aber Böen bis 33kn zwei Rennen zu segeln. In Klasse ORC 3 gab es wenige hartgesottene Crews, die sich der Herausforderung annahmen und ausliefen. Gruppe 1+2 entschied sich jedoch im Hafen zu bleiben und die Crew und das Material zu schonen. Auf unserer Saisonplanung stehen schließlich noch große Regatten wie unter anderem die Kieler Woche, Weltmeisterschaft in Holland und die Cowes Week in England.

Folglich blieb die Platzierung des Vortages bestehen, sodass wir am Ende den 2. Platz in der stark besetzten Gruppe ORC 1+2 erkämpft haben. Uns hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, endlich mal wieder in einem großen Feld zu segeln. Ein besonders großer Dank gilt daher den Veranstaltern, unserem super Wettfahrtleiter Eckart Reinke, der faire und sportliche Rennen ausgerichtet hat, den Jungs der RVS für die Tagessiegerehrungen und selbstverständlich unserem weltbesten Sponsor.

Stay tuned,
eure Tutima-Mädels.