time for racing

Den Haag kann mehr als nur Kroketten – IRC/ORC Worlds 2018

Unser erstes von zwei Saisonhighlights in diesem Jahr war die Teilnahme an der IRC/ORC Weltmeisterschaft in Den Haag vom 14.-20. Juli 2018. Diese Regatta sollte für uns Ostseesegler etwas ganz besonderes sein, nicht nur weil sie auf der Nordsee statt gefunden hat, sondern auch weil nach einer Kombination aus den Wertungssystemen IRC und ORC gesegelt wurde. Um uns auf das unbekannte Revier vor Den Haag mit all seinen Strömungseigenschaften und wilden Seezeichenlandschaften vertraut zu machen, sind wir bereits ein Wochenende vor Beginn der WM nach Holland gereist um zu trainieren.

Folglich konnten wir den Tag der Anreise am 12. Juli dafür nutzen unsere hübsche Rennyacht regatta- und vermessungsfein zu machen: Segel tauschen, Segel einlatten und an Bord stauen, Safety Equipment sortieren, Rettungsinseln verstauen usw..

Zu diesem Zeitpunkt war der Hafen von Den Haag, Scheveningen, bereits gut besucht von vielen uns bisher unbekannten Regattayachten von Nord- und Ostsee, aber auch einigen bekannten Gesichtern aus Deutschland. Die moderne und cleane Architektur von Scheveningen passte jedoch so gar nicht zu all dem Kram, der so im Hafenbecken an uns vorbei trieb. Obwohl unser Liegeplatz gut durchflutet schien, stauten sich Mülltüten, Fischernetze, tote Fische und Vögel, und jede Menge weiterer Müll ständig zwischen den im Hafen liegenden Yachten.

Aber wieder zu den schönen Dingen: am ersten offiziellen Samstag der WM wurde das Practice Race pünktlich gestartet, und wir hatten die Möglichkeit uns mit den Booten aus unserer Gruppe anzugleichen. Mit zwei Rettungsinseln im Heck und jeder Menge Segeln unter Deck mussten wir unseren Bootstrimm gehörig umstellen. Zusätzlich war unser Unterwasserschiff durch den Wechsel zwischen Ost- und Nordsee mit ordentlich Botanik bewachsen, sodass wir außerdem noch langsam waren. Die Rettungsinseln mussten die ganze Woche über an Bord bleiben, dem Bewuchs hingegen ist noch am selben Abend ein Taucher an den Kragen gegangen, sodass wir uns von diesem Problem befreien konnten und wieder schneller segelten.

Gut gewappnet konnten wir uns am Sonntag folglich auf den Weg zur anstehenden Langstrecke machen. Knapp 150sm lagen vor uns, bei schönstem Sommerwetter. Mit vielversprechendem Wind starteten wir die Route durch Bohrinseln und Windparks und waren zuversichtlich, unter guten Bedingungen am Folgetag ins Ziel zu kommen. Kreuz und quer segelten wir durch die Nordsee in Richtung des nördlichsten Punktes der Langstrecke, Den Helder. Unter Spi ging es in die Nacht, mit immer wechselnden Booten aus den anderen Gruppen um uns herum. Gegen morgen schließlich brach der Wind ein, und wir hatten größte Schwierigkeiten unser Boot in der Strömung am Laufen zu halten. Während die großen Rennyachten aus unserer Gruppe bereits am frühen Morgen mit Wind über die Ziellinie fahren konnten, begann für uns das Flautenpoker. Die alles entscheidende Frage stand bevor, ob wir versuchen unter Land zu fahren in der Hoffnung, dass es dort zu Thermik kommen würde, oder doch wieder ganz raus auf die Nordsee um dort möglichst viel mitlaufenden Strom und die zu erwartende Seabreeze abzufangen. Wir entschieden uns für die goldene Mitte und verbrachten in Sichtweite von Ilmujden Stunden in der Flaute. Unsere Reise fand erst ein Ende, als am Montag Mittag gegen 14:00 Uhr der Wind wieder einsetzte und wir am frühen Abend durchs Ziel liefen. Das Ergebnis fiel gemäß der ungleichen Windbedingungen für die Boote aus unserer Gruppe 1 entsprechend schlecht aus, was umso härter war da die Langstecke doppelt gewertet wurde und nicht gestrichen werden konnte.

Egal, die Motivation ließen wir uns durch diesen ungünstigen Zustand nicht nehmen und starteten daher voller Elan in den Dienstag zu den anstehenden 2 Up&Down Rennen. Warum auch immer, bescherte uns Meeresgott Rasmus nach der vorangegangenen Flaute für diesen Tag jede Menge Wind, Welle und Strom. Da Wind uns aber bekanntlich gut steht, segelten wir die zwei nassen ruppigen Rennen fehlerfrei. Dennoch sammelten wir auch an diesem Tag ordentlich Punkte und uns dämmerte, dass die Konkurrenz noch stärker als erwartet war. Aber wir wären nicht die Tutima-Crew, wenn wir uns davon unterkriegen lassen würden. Auch für die nächsten 3 Renntage gaben wir unser bestes, gute Manöver zu segeln und die sich ständig ändernden Stromkanten  abzupassen und die Taktik bei jedem Rennen komplett neu umzukrempeln. Nach 6 gesegelten Up&Down Rennen, bei denen wir unser Punktekonto füllten, bescherte uns die letzte Wettfahrt doch noch einen 3. Platz. Auch wenn wir vom Treppchen weit entfernt lagen mit einem achten Platz in der Gesamtwertung, waren wir über den 3. Platz mächtig stolz. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass in unserer Gruppe 1 ein großer Unterschied lag zwischen den Ergebnissen nach IRC und ORC (ORC steht uns definitiv besser, so viel sei gesagt) und das Feld letztendlich in zwei Gruppen gesegelt ist: den schnellen IRC TPs und Kers, und den deutlich langsameren Cruising Racern wie uns. Doch auch diese Erfahrung kann man ruhig mal machen, und wir wollen sie nicht missen!!

Wir können auf eine tolle Woche in Holland zurückblicken, mit vielen neuen netten Gesichtern und schnittigen Rennyachten. Die Veranstalter haben wirklich alles gegeben, von Racevillage über Live Bands bis hin zu BBQ für alle. Alles in allem lässt sich sagen: Die Holländer können nicht nur Kroketten, sondern auch Regatten ausrichten, danke!!

Next stop: Cowes (ist das aufregend!!).

Stay tuned,
eure Tutima-Mädels.