Rund Bornholm in 32h
Als gutes Langstreckentraining für unsere Teilnahme am Fastnet Race im August stand Anfang Juli die Offshore-Regatta Rund Bornholm für uns an. Die Regatta wurde im Rahmen der Warnemünder Woche durchgeführt und startete am Sonntag, den 7. Juli vom Hafenbecken in Downtown Warnemünde. 270sm standen für Rund Bornholm auf dem Tacho. Der Wetterbericht sah gut aus – westliche Winde bis an die 30 Knoten und ordentlich Welle.
Nachdem wir unsere Lady erfolgreich von Kiel nach Hohe Düne in Warnemünde überführt hatten, nutzten wir den Samstag gemeinsam als „Boatwork“-Tag und brachten unser Boot samt Safety Equipment auf Vordermann. Die Besonderheit bei den Langstreckenregatten besteht nämlich darin, dass Kriterien hinsichtlich der Sicherheitsausstattung erfüllt werden müssen. Auch sonst haben wir uns in den letzten Monaten viel mit Offshore-Segeln beschäftigt und vorbereitet. Neben der Routenplanung statteten wir unsere Tutima mit diversen „Langstreckenutensilien“ aus:
Freeze Dried Essen (aka. Astronautenfutter) in den Geschmacksrichtungen Couscous, Creamy Pasta oder Chicken Curry, eine für den Notfall gut ausgestattete Medizinbox und andere leckere Snacks, die uns für die Langstrecke fit halten sollten, waren mit an Bord.
Als schließlich alles vorbereitet war, konnten wir den Abend mit einem schönen Teamessen am alten Strom der Warnow ausklingen lassen.
Am nächsten Tag war um 12.00 Uhr der Start angesetzt. Uns waren bereits die pfeifenden Masten sowie die vielen Schaumkronen an der Mole aufgefallen, sodass wir uns auf knackige 30 Knoten und mehr einstellten. Die Wettfahrtleitung hatte sich kurz vor unserem geplanten Auslaufen dazu entschlossen, aufgrund der starken Windverhältnisse den Start auf 16.00 Uhr zu verschieben. So standen leider Warten und Cappuccino-Trinken auf dem Plan. „The waiting game“ ist unter Seglern meist unbeliebt, aber zum Glück gehen mit 13 Mädels die Gesprächsthemen nicht aus…
Glücklicherweise nahm der Wind im Laufe des Mittags etwas ab, sodass wir pünktlich um 16.10 Uhr starten konnten.
In unserem Start teilten sich die Gruppen ORC 1+2 und ORCi 1+2 die Linie. In unserer Gruppe ORCi 1 gingen insgesamt 4 Teams an den Start. Durch die recht enge Fahrrinne, in der wir starteten, als auch durch die plötzlich aufs Wasser treffenden Böen, war unser Adrenalinspiegel gleich oben. Wir konnten uns an der Linie durchsetzen und starteten bei über 30 Knoten Wind raumschots in die Regatta. Unsere Wacheinteilung sah vor, dass wir in vier-Stunden-Schichten uns abwechselten. So waren immer sechs Mädels plus zeitweise Navigatorin an Deck. Wellen im Durchschnitt mit einer Höhe von 1,5m brachten das Boot ordentlich ins Schwanken. Als sich der Wind etwas beruhigte und der Wind weiter achterlicher drehte, haben wir den Spinnaker gezogen und das Wellensurfen ging los. Topspeed erreichten wir mit 21,3 Knoten als es bereits dämmerte und die Luvkante des Spinnakers nur noch blass zu erkennen war. Als der Wind gegen 1.00 Uhr nachts nochmal zulegte, kam die Anweisung „Spi runter – wir brauchen alle Mädels an Deck“. Folglich wurden auch die Schlafenden unter Deck geweckt. Innerhalb von 10 Minuten war der Spi sicher geborgen und es ging weiter Richtung Insel. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, um den Spi für das Fastnet Race zu schonen.
Taktisch gesehen gab es vorab die Entscheidung zu treffen, wie man die Insel umrunden wollte. Wir entschieden uns „gegen den Uhrzeigersinn“, sodass der Steuerbordbug bis Bornholm durchgefahren werden konnte. Außer einer nicht in der Seekarte markierten Tonne und mystischen Windparks verlief die Strecke bis Bornholm ruhig und gut.
Gegen 4.00 Uhr ging es ans Umrunden der idyllischen Insel – in der Abdeckung der Insel hatten wir nur noch 14 Knoten Wind und flache See. Einige Untiefen galt es zu berücksichtigen – auch begegneten wir anderen Regattateilnehmern, die „im Uhrzeigersinn“ die Insel umrundeten.
Bereits aus der Entfernung konnte man stärkeren Wellengang hinter der Abdeckung der Insel erahnen. Dort angekommen fuhren wir die einzige Wende der Regatta und starteten gegen 8.00 Uhr am Wind mit unserem Rückweg nach Warnemünde.
Ein sich näherndes schwarzes Wolkenband sorgte für mehr Wind und etwas Regen und der starke Wellengang machte sich bei ein paar Mädels mit Seekrankheit bemerkbar. Ein Reff sollte die ruppigen Bedingungen ausgleichen – und glücklicherweise zog die Front nördlich von uns ab. Gegen 20.00 Uhr lösten wir die Wacheinteilung auf, sodass wir mit möglichst vielen Mädels auf der Kante Richtung Warnemünde segelten. Nach 32 Stunden erreichten wir schließlich um 0.10 Uhr die Ziellinie und waren glücklich und müde wieder zurück. In unserer Gruppe ORCi 1+2 ersegelten wir damit den 2ten Platz. Glückwunsch an dieser Stelle auch an das Siegerteam der RAROTONGA.
Nun heißt es für uns die Fastnet-To-do Liste abzuarbeiten. Diese Woche überführen wir das Schiff nach England und starten am 3. August ab Cowes ins Fastnet Race – wir freuen uns schon riesig auf diese Herausforderung!
See you soon,
Eure Tutima- Mädels