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Emotionaler Abschied nach 11 großartigen Jahren - IDM / Kieler Woche 2020

2009 durften wir bei der Kieler Woche das erste Mal mit der “Tutima“ an den Start gehen. Wir waren erfahrene Regattaseglerinnen, aber die Dimensionen waren für uns alle unglaublich beeindruckend. 46 Fuß,  257 qm maximale Segelfläche und ein 23 Meter hoher Mast. Die graue DK 46 war und ist für uns die schönste Yacht in der Regattaszene und wir waren vom ersten Moment an mit Stolz erfüllt, mit diesem Boot segeln zu dürfen. Das markante „T“ auf den Segeln ist nicht nur das Markenzeichen von Tutima, sondern wurde in Kombination mit der pinken Crewkleidung auch zu unserem Erkennungszeichen. Aus dem ersten Test wurde eine große Leidenschaft und ein echtes Herzensprojekt. In den letzten 11 Jahren haben wir an zahlreichen nationalen und internationalen Regatten (u.a. Cowes Week und Fastnet Race), sowie an vielen Welt- und Europameisterschaften teilgenommen. Wir haben viel trainiert und gelernt unser Boot auch bei anspruchsvollen Bedingungen zu beherrschen. An der einen oder anderen Stelle mussten wir erfinderisch werden und haben unsere eigene Technik entwickelt, um gemeinsam die Positionen zu besetzen, für die besonders viel Kraft benötigt wird. Was wir dabei gelernt haben ist, dass man als Team alles erreichen kann und uns Freundschaft und echter Team-Zusammenhalt durch jede noch so schwierige Situation gebracht haben. An dem Ort an dem alles begann, geht unser Projekt nun auch zu Ende. Die IDM im Rahmen der diesjährigen Kieler Woche war unsere letzte gemeinsame Regatta und wir sind alle zu Tränen gerührt, weil es das letzte Event mit unserer geliebten „Lady“ war.

Nach 25 Jahren intensivem Regattasegeln hat sich unsere Skipperin Kirsten Harmstorf-Schönwitz schweren Herzens entschieden, aus der aktiven Regattaszene auszusteigen. Kirsche hat das Tutima Sailing Team von Anfang an aufgebaut, wie auch alle anderen Segelprojekte vorher, die seit Beginn reine Mädelscrews waren. Sie hat über all die Jahre ihre gesamte Aufmerksamkeit dem Team gewidmet und rund um die Uhr alles organisiert. Ohne ihr Engagement, ihren Teamgeist und ihre Leidenschaft hätte es dieses Projekt nie gegeben. Wir möchten ihr von ganzem Herzen dafür danken und sind alle sehr dankbar dafür, dass wir Teil dieses ganz besonderen Teams sein durften! Jetzt ist es für Kirsche an der Zeit, ihren zweiten Fulltime-Job aufzugeben und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Sie möchte mit ihrem Mann Marco und dem eigenen Boot entspannt über die Ostsee cruisen und neben ihrer Arbeit mehr Zeit für Familie, Freunde und andere Dinge haben. Viele Teammitglieder schließen sich dem an und möchten nach all den unfassbar schönen, spannenden und aufregenden Jahren aus ähnlichen Gründen aufhören. Daher haben wir gemeinsam mit unserem Sponsor wehmütig beschlossen, das Projekt zu beenden.
Die IDM im Rahmen der Kieler Woche war für uns daher ein sehr emotionales Event, aber auch ein schöner Abschluss. Vier Tage lang sind wir nochmal souverän mit unserer „Lady“ über den Parcours gefahren. Durch die Corona Zeit konnten wir leider lange nicht segeln, da mehr als 10 Personen nicht erlaubt waren, und so war nur ein kurzes Training am Wochenende vorher möglich. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass alle Manöver auf Anhieb so gut funktioniert haben.
Am Samstag sind wir vor Düsternbrook zum 65 Meilen langen Coastal Race gestartet. Wir hatten wahnsinnig viel Spaß, sowohl bei den Duellen mit Offshore Legende Tim Kröger auf dem Reach-Gang Richtung Schleimünde, als auch vor dem Wind im Surf unter Spi mit über 30 Knoten Wind. An den drei folgenden Tagen standen 8 Up and Down Wettfahrten auf unserem Heimatrevier vor dem Stollergrund auf dem Programm. Auch hier konnten wir mal wieder zeigen, dass wir eine ernst zu nehmende Konkurrenz und nicht nur ein gutgelaunter bunter Farbkleks in der Männerdomäne sind. Es waren tolle Bedingungen und wir danken allen Teams und der Wettfahrtleitung für die fairen und sportlichen Rennen.
An unserem letzten Wettfahrttag wurden wir nochmal ganz besonders herausgefordert. Im letzten Rennen frischte der Wind nochmal richtig auf. Als wir zum allerletzten Mal um die Luvtonne gingen, standen 35 Konten auf der Windanzeige. Der Spi ging trotzdem hoch und wir sind unglaublich stolz, dass wir auch dieses Rennen souverän mit einem 4. Platz beenden konnten. Der insgesamt 5. Platz in dem anspruchsvollen Feld mit vielen Profiseglern auf den anderen Booten, war für uns ein absolut würdiger Abschied.
Dieser letzte Tag war mit Sicherheit einer der emotionalsten Momente in unserem Leben. Wir können alle noch nicht so richtig begreifen, dass es wirklich unser letztes gemeinsames Event war. Die Entscheidung aufzuhören, haben wir wie gesagt schweren Herzens getroffen, aber es heißt ja bekanntlich „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Das trifft in diesem Fall allerdings nur bedingt zu, denn alle Jahre waren unglaublich schön! Unser einzigartiger Teamgeist und der Crew-Zusammenhalt werden uns natürlich auch in Zukunft verbinden.
Wir sind alle unglaublich dankbar für alles was wir gemeinsam erleben durften und möchten uns aus tiefstem Herzen bei allen Menschen bedanken, die uns die letzten 11 Jahre begleitet und unterstützt haben.

Unser allergrößter Dank geht natürlich an unseren weltbesten Sponsor Tutima Glashütte/SA – ohne Euch wäre das alles nicht möglich gewesen!!! Unsere traumhafte Partnerschaft war so beständig und verlässlich wie ein Tutima Uhrenwerk – besser geht es einfach nicht! Und selbstverständlich werden auch wir in Kontakt bleiben.
Erfreulicherweise wird TutimaGlashütte aber auch in der nächsten Saison dem Segelsport als Förderer erhalten bleiben.

Fotograf und Copywright Felix Diemer